Konzept zur Förderung von begabten Kindern
an der GGS Bernberg
„Hochbegabung ist eine Veranlagung, die die Menschen als Geschenk der Natur mit auf ihren Lebensweg bekommen haben. Ob die betroffenen Menschen jemals die Hochbegabung in Leistung umsetzen können, hängt von der Möglichkeit der Förderung in Elternhaus und Schule ab und später von den Chancen, die den Menschen geboten werden bzw. die sie sich selbst mit ihren erkannten Fähigkeiten zutrauen zu ergreifen. Hochbegabung bedeutet auch Veränderung. Wer mit hochbegabten Menschen in Berührung kommt, ihnen offen und interessiert zuhört und versucht, die abstrakt logischen Gedanken zu verstehen, erhält oft einen riesigen Gewinn zurück: Eine neue Sichtweise auf bestimmte Wissensgebiete und Lebensweisen.“
(Auszug aus Hochbegabtenförderung e.V. Bochum Jutta Billardt)
Ziele: |
Wir fördern Kinder mit besonderer Begabung |
Inhalte: |
Besonders begabte Schülerinnen und Schüler benötigen Anregung im Unterricht, die ihren Lernstrategien, ihren Denkmustern und ihren Motivationslagen Rechnung tragen: |
Organisation:
Standortbezogene Maßnahmen an der Schule
Grundlegende didaktische Ziele
1. - in Bezug auf den Schüler
Förderung der Selbständigkeit im Lernverhalten und in der Informationsbeschaffung
2. - in Bezug auf die Lerngruppe
Entwicklung des kooperativen Lernens Schüler-Schüler; Schüler-Lehrer Kultur des Präsentierens und Profitierens von Schülerleistungen
3. - in Bezug auf den Lerninhalt
Förderung des Erkennens komplexer Zusammenhänge, des problemlösenden Denkens wie des „generativen“ Wissen.
Im ersten und zweiten Bezug arbeiten wir an einer veränderten Lehrerrolle. Der Lehrer ist weniger Stoffvermittler und mehr Moderator selbständiger Schülerleistungen – bis hin zur Bereitschaft, Lernphasen gemeinsam mit den hochbegabten Schülern zu erproben.
Vor allem aber werden wir dem Hochbegabten signalisieren, dass wir ihm Kompetenz zutrauen. So können auch behutsam ein gestörtes Selbstbild abgebaut und Kommunikations- und Teamfähigkeit trainiert werden.
Der dritte Bezug behandelt die Frage: Was sollen Hochbegabte eigentlich lernen? Wir werden dafür sorgen, dass ein starker Motivations- und Leistungsschub einsetzt, wenn wir im Unterricht ausgesprochen anspruchsvolle komplexe Themen anbieten und dadurch dem vernetzenden und problemlösenden Denken einen wesentlich höheren Stellenwert anrechnen.
Typische Gruppierungen für die Teamarbeit der Fachlehrer
mit Zitaten von Jost, Monika (1999): Extra-Klasse. Hochbegabte in der Schule erkennen und begleiten. Wiesbaden S. 44ff. :
1. „Sie beherrschen wichtige Lern- und Arbeitstechniken nicht.“ Je früher die Schule mit systematischen Hilfen und Unterweisungen (z.B. Klassenlehrerstunden) beginnt, um so erfolgreicher werden diese sein. Am wichtigsten ist aber die konsequente Verabredung unter den Fachlehrern, die dem Schüler vermittelten Einsichten und Techniken im jeweiligen Fach weiterzuführen und mit dem Schüler kontinuierlich zu trainieren.
2. „Hochbegabte weigern sich oft, Routinetätigkeiten auszuführen und konsequent zu üben.“ Hier wird zusätzlich die Notwendigkeit eines qualitativ differenzierten Unterrichts deutlich, den auch eine methodische Beweglichkeit auszeichnet. Vieles im ansonsten bewährten Unterricht kann deutlich reduziert werden, wie z.B. Festigungsphasen. Auch von akzelerierten Unterrichtsabschnitten kann eine Erhöhung der Motivation ausgehen. Als wichtige pädagogische Herausforderung bleibt allerdings bestehen, formale und verabredete Regeln dem Schüler abzuverlangen, auch wenn der Unterricht sich durch ein weites „framing“ auszeichnet und dem divergenten Denken Raum gegeben wird.
3. „Sie leisten bewusst weniger, um sich auf diese Weise besser dem Klassenverband anzupassen und nicht aufzufallen; sie sind ängstlicher als normalbegabte Schüler; ihre Denkabläufe sind in Stresssituationen störungsanfälliger; sie haben oft ein geringeres Selbstvertrauen als andere.“
Lebhaftigkeit/Schlafbedürfnis: Manche Kinder sind auffällig lebhaft oder auch unruhig. Sie schlafen im Vergleich zu altersgleichen Kindern wenig, andere wiederum besonders viel.
Überspringen von Entwicklungsphasen: Einige Kleinkinder überspringen ganze Entwicklungsphasen wie das Krabbeln und beginnen sofort mit dem Laufen.
Sprachverhalten: Hoch begabte Kinder fangen häufig sehr früh an, flüssig zu sprechen. Manche beginnen aber auch erst im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren mit kompletten Sätzen.
Blickkontakt und Augen-Hand-Koordination: Ein Hinweis ist auch, wenn Neugeborene sofort nach der Geburt Blickkontakt aufnehmen. Oder wenn die Augen-Hand-Koordination - das gezielte Greifen - sehr früh entwickelt ist.
Gedächtnis und Beobachtungsgabe: Hoch begabte Kinder haben ein außerordentlich gutes Gedächtnis. Schon sehr kleine Kinder können sich noch nach langer Zeit an Details von Dingen und Menschen, aber auch Erzähltem erinnern.
Interesse an Zahlen und Buchstaben: Sehr früh entwickeln hoch begabte Kinder Interesse an Zahlen und Buchstaben. Einige bringen sich schon sehr früh selbst das Lesen bei.
Sensibilität: Hoch begabte Kinder sind häufig emotional besonders empfindlich. Grund für die große Sensibilität ist eine hohe soziale Kompetenz und ein extremer Gerechtigkeitssinn.
Asynchrone Entwicklung: Begabte Kinder entwickeln sich stärker asynchron. So kennt ein dreijähriges Kind vielleicht schon die Buchstaben, kann aber noch nicht schreiben, weil es in seiner Feinmotorik noch nicht soweit ist.
Fragen über Fragen: Eltern von besonders begabten Kindern verzweifeln häufig an den vielen Fragen, die diese ihnen stellen. Die Kinder interessieren sich häufig auch schon für moralische oder philosophische Themen.
Konzentrationsfähigkeit: Wenn Kinder sich in der Schule überhaupt nicht konzentrieren können und herumzappeln, sich zu Hause aber lange mit einer Sache beschäftigen, könnte ein Grund Langeweile sein.
Fantasie und Kreativität: Eine Reihe hoch begabter Kinder verfügt über außergewöhnliche Fantasie und Kreativität. So haben sie häufig imaginäre Freunde, um die sie sich kümmern müssen.
Kontaktfähigkeit: Einige hoch begabte Kinder haben in der Schule nur wenige oder keine Kontakte. Im Privatbereich pflegen sie den Umgang mit älteren Kindern, mit denen sie ihre Interessen eher teilen können.
Auffälligkeiten in der Schule: Auffällige Verhaltensweisen in der Schule begründen sich oft in Langeweile oder Nichtbeachtung durch den Lehrer. Wobei Jungen häufiger den Klassenkasper machen, Mädchen dagegen mehr träumen.
Lesen Sie dazu nachfolgende Fabel!
Eine Fabel
(nach: Kolb, Wishaw: Fundamentales of Human Neuropsychologie)
Vor langer Zeit beschlossen die Tiere, dass etwas heroisches geschehen müsse, um die Anforderungen einer neuen Welt meistern zu können. Sie gründeten daher eine Schule, und erstellten einen Lehrplan, der vor allem motorische Fähigkeiten vermitteln sollte. Als Fächer wurden ausgewählt: Rennen, Klettern, Schwimmen und Fliegen. Der Einfachheit wegen sollte der Lehrplan für alle Tiere verbindlich sein. Die Ente erbrachte von Anfang an ganz exzellente Leistungen im Schwimmen, bessere sogar als der Schwimmlehrer. Im Fach Fliegen schaffte sie allerdings nur eben ausreichende Leistungen, beim Rennen genügten die Leistungen jedoch nicht mehr. Deswegen musste sie ihre Aktivitäten im Schwimmen reduzieren und Nachsitzen, um im Rennen sich zu verbessern. Dadurch lädierte sie ihre Schwimmflossen so sehr, dass sie nur noch mittelmäßige Schwimmleistungen zustande brachte. Mittelmäßige Leistungen galten aber durchaus als erfreuliche Schulerfolge, weswegen sich niemand, außer der Ente selbst, darüber groß Gedanken machte.
Das Kaninchen bot weitaus die besten Leistungen im Fach Rennen, erlitt jedoch einen Nervenzusammenbruch, weil es beim Schwimmen immer Nachhilfeunterricht benötigte. Das Eichhörnchen war Klassenbestes im Klettern, zeigte sich aber zutiefst frustriert im Fach Fliegen, weil der Lehrer von ihm forderte, vom Boden auf die Spitze eines Baumes zu fliegen, anstatt von der Spitze zum Boden. Weil das Eichhörnchen zu intensiv trainierte, bekam es einen fürchterlichen Muskelkater, mit dem wiederum nur schlechte Noten im Klettern und Schwimmen zu gewinnen waren.
Der Adler stellte sich sehr bald als absolutes Problemkind heraus, das sehr streng zur Disziplin angehalten werden musste. Beim Klettern war er allen anderen Tieren überlegen, wenn es galt die Spitze eines Baumes zu erreichen. Jedoch war er durch nichts davon abzubringen, nur auf seine eigene Weise - nämlich fliegend -, und nicht wie im Lehrplan vorgeschrieben kletternd, die Baumspitze zu erreichen.
Am Ende des Schuljahres hatte ein leicht verhaltensgestörter Aal das beste Zeugnis vorzuweisen. Er konnte besonders gut schwimmen, jedoch waren seine Leistungen in den Fächern Rennen, Fliegen, Klettern nur mittelmäßig. Als Klassenbester durfte er jedoch bei der Schulabschlussfeier die Klassenrede halten.
Die Präriehunde blieben dagegen der Schule fern. Sie weigerten sich auch Steuern zu zahlen, weil die Regierung nicht bereit gewesen war, auch das "Höhlengraben" in den Lehrplan aufzunehmen. Sie gaben daher ihr Kind bei einem Dachs in die Lehre. Später bildeten sie dann mit den Erdhörnchen und den Murmeltieren eine Selbsthilfegruppe, mit dem Ziel, eine freie Schule zu gründen.
Stand: 2016